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Apostrophe richtig setzen

Kennen Sie das? Sie schreiben einen wichtigen Brief, einen Text, der hieb- und stichfest sein muss, bei dem es keinen Haken geben darf. Doch oft bereitet gerade das kleinste Häkchen grösstes Kopfzerbrechen: der Apostroph! Wir zeigen, wo er richtig sitzt.


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Es genügt ein Bummel mit offenen Augen durch die Umgebung. Schnell stolpert man über ein wahres Hakenspektakel und begegnet Kreationen wie «Steak's & mehr», «Paule's Imbiss» oder gar den «Bauer'n-Hof»! Selbst das «Nicht's» hat der Apostroph gelegentlich für sich eingenommen. Für seriöse Texte empfehlen wir: Zügeln Sie den Schurken! Halten Sie inne und überlegen Sie kurz. Oder nehmen Sie einfach unseren kleinen Leitfaden zur Hand!

Apostrophenkatastrophe? Unsere Übersicht zeigt die 4 wichtigsten Regeln und schafft Abhilfe, sodass Sie nicht wieder ins Grübeln geraten. Oder doch in's Grübeln?

Regel 1: Der Apostroph als Auslassungszeichen

Der Apostroph (auch: Hochkomma) dient häufig der Kennzeichnung ausgelassener Buchstaben am Wortanfang, im Wortinnern oder auch am Wortende. Dabei ist er in den meisten Fällen nicht vorgeschrieben. Vielmehr entscheidet der oder die Schreibende oft selbst, ob der Apostroph notwendig ist, weil er z. B. die Lesbarkeit eines Wortes erleichtert.

 

A) Bei Ausfall von Buchstaben am Wortanfang

 

Den Apostroph setzt man, wenn Buchstaben am Anfang eines Wortes weggelassen werden und das Wort dadurch schwer lesbar oder missverständlich wird. Die verkürzten Formen werden dabei (auch am Satzanfang) kleingeschrieben:

«So ‘n Quatsch! 's reicht jetzt!»

Viele gekürzte Wörter gelten im heutigen Sprachgebrauch übrigens als selbstständige Nebenformen, sodass hier kein Apostroph gesetzt wird:

«runter (herunter), rauf (herauf), ran (heran), raus (heraus)

«runterfallen», «raufbringen», «ranziehen», «rauswerfen»

Verschmilzt das Pronomen «es» mit dem vorangehenden Wort (Verb, Pronomen, Konjunktion), kann der Apostroph getrost fehlen.

«Wie gehts / geht's dir?»

Kein Apostroph steht bei allgemein üblichen Verschmelzungen (Schmelzwörtern) aus Präposition und Artikel:

«ans», «aufs», «fürs», «ins», «am», «beim», «überm», «hinterm», «übern», «vorn»

Entstehen bei einer solchen Verschmelzung jedoch eher unübliche oder schwer lesbare Verbindungen von mehreren Konsonanten, setzt man besser ein Hochkomma:

«auf'm Tisch liegen», «in'n Bus steigen», «nach'm Weg fragen»

 

B) Bei Ausfall von Buchstaben im Wortinnern

 

Im Wortinnern steht der Apostroph zumeist dann, wenn Eigennamen herausgestellt werden sollen. Aber auch die alternative Schreibweise ist erlaubt:

«Hannover'sche» / «hannoversche Industrie», «Mozart'sche» / «mozartsche Sonate», «Grimm'sche» / «grimmsche Märchen»

Der Apostroph wird gesetzt, wenn eine grössere Gruppe von Buchstaben oder ein -i- fehlt:

«Ku'damm», «M'gladbach»

«märk'sche Heimat», «wen'ge Stunden»

Wird im Wortinnern ein unbetontes -e- ausgelassen, wobei eine allgemein gebräuchliche Wortform entsteht, dann darf auch der Apostroph fehlen:

«finstre Gestalten», «Reglung», «stehn», «sehn»

 

C) Bei Ausfall von Buchstaben am Wortende

 

Fällt das Schluss-e bei bestimmten Verbformen, bei Substantiven, verkürzten Adjektiven oder Adverbien weg, entfällt auch der Apostroph:

«Ich find das gut.», «Ich hab geschrieben.»

«Hab und Gut»

«blöd», «fad»

«gern», «heut»

Das gilt ebenso für gebräuchliche Grussformeln und verkürzte Imperativformen:

«Grüss Gott!»

«Bleib!», «Lass!», «Geh raus!»

Die Ausnahmen sind auch hier schwer lesbare oder unübliche Formen:

«Fordr‘ ihn auf!»

Regel 2: Der Apostroph bei der Bildung des Genitivs

Enden Namen auf Zischlaute (-s, -ss, , -tz, -z, -x, -ce) und haben keinen begleitenden Artikel, dann wird zur Verdeutlichung des Genitivs ein Apostroph gesetzt:

«Hans Sachs' Gedichte», «Sokrates' Philosophie», «Felix' Bruder»

Um die Grundform eines Namens herauszustellen, kann ebenfalls ein Apostroph gesetzt werden: Hat Carlo eine Taverne, dann heisst sie «Carlo's Taverne». Gehört die Taverne aber Carlos, dann sollte sie «Carlos' Taverne» sein.

Für alle anderen Namen, Titel oder Bezeichnungen gilt das jedoch nicht, hier entfällt der Apostroph in der Regel:

«Zürichs Stadtpräsident», «Hamburgs Hafen», «Schillers Dramen»

Regel 3: Der Apostroph bei der Deklination von Abkürzungen

Abkürzungen verlangen weder im Genitiv noch im Plural den Apostroph:

«die PKWs», «die CDs», «die DVDs», «die CEOs»

«des LKWs», «des Jh.s.»

Regel 4: Der Apostroph bei Jahreszahlen

Anders als im Angelsächsischen üblich, schreibt man bei verkürzten Jahreszahlen im Deutschen keinen Apostroph:

«Im September 98 flogen wir nach Spanien.»

«Die Hits der 80er und 90er.»

«Der Wein ist 92er Jahrgang.»

«Baujahr 76.»

Fazit

Am Ende bleibt festzuhalten: Die deutsche Schriftsprache sieht weit weniger Fälle vor, in denen der Gebrauch des Apostrophs vorgeschrieben ist, als gemeinhin angenommen. Also, lassen Sie sich von der Apostrophenkatastrophe nicht überrollen und schreiben Sie los! Wir wünschen gutes Gelingen!

 

Autorin: Maria Schuhmacher


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